Praxis Sievering

Sieveringer Str 9, 1190 Wien Tel: 328 8777

Onkologie

Ösophaguskarzinom

Bösartiger Tumour des Speiserohres
Diagnostik und Behandlung

KREBS des SPEISEROHRES

Definition

Der Speiserohrkrebs (Oesophaguskarzinom) ist iIn Europa verantwortlich für 3,3% aller Krebstoten bei Männern und 1,4% bei Frauen. Meist Plattenepithelkarzinome (60%). Gehäüft bei Alkoholikern, Nikotinabusus sowie im Spätverlauf nach Verätzung. Für das Adenokarzinom (40%, in die USA 60%) wird der gastro-oesophagealer Reflux mit konsekutiver Epithelmetaplasie (Barrett-Oesophagus ) als wesentlicher Risikofaktor gesehen, Alkoholusus in dieser Gruppe ist ohne Bedeutung.

Der Speiserohrkrebs (Oesophaguskarzinom) wird nach anatomischer Unterbezirke eingeteilt: zervikal 5-10% intrathorakal suprabifurkal 45-55% infrabifurkal 40-50%

Die Therapie des Oesophaguskarzinoms sollte grundsätzlich auf der Basis einer histologischen Untersuchung geplant werden. Neben der prätherapeutischen Sicherung der Karzinomdiagnose ist eine Tumorklassifikation nach den Richtlinien der WHO anzustreben. Für das therapeutische Vorgehen bedeutsam ist die Klassifikation der Oesophaguskarzinome:

1. in suprabifurkale (einschließlich an der Bifurkation gelegene) und infrabifurkale Tumoren (ohne Bezug zum Tracheobronchialsystem)

2. in auf die Oesophaguswand beschränkte (T1/T2) und lokal fortgeschrittene (T3/T4) Karzinome.

Prognose

Die 5-jahres-überlebensrate beträgt im: Stadium I - 50-90% Stadium IIA - 25-50% Stadium IIB - 10-25% Stadium III - 5-15% Stadium IV - 6 Monate

Risikopatienten Familäre Disposition Alkoholabusus Nikotinabusus Barrett-Oesophagus Verätzung

Symptome Die klinischen Symptome sind außer für Schluckstörungen unspezifisch und umfassen: Dysphagie (~50%) Husten (~30%) früh Gewichtsverlust (~30% ) Anorexie (~20%) Heiserkeit (~20%) Appetitlosigkeit, Aversion gegen Fleisch Arrosionsblutung

Diagnostik Notwendige Untersuchungen:

1. Anamnese und klinische Untersuchung

2. Labor: BB, Gerinnung, E-Lyte, Leber-Nieren-Werte, Blutgase, CHE, Gesamteiweiß (Tumormarker: SCC bei Plattenepithel-CA bzw CA 19-9 bei Adeno-CA nur in 10% erhöht)

3. Oesophagus- und Magen-Darm-Passage (bei zervikalem Karzinom mit wasserlöslichem Kontrastmittel)

4. Oesophago-Gastroskopie mit Biopsie des Tumors.

5. Sonografie Abdomen (Leber, Niere, Ascites)

6. Röntgen-Thorax in 2 Ebenen

7. Spiral-Computertomographie Thorax 8. Spiral-Computertomographie Abdomen

Im Einzelfall nützliche Untersuchungen:

1. Endosonographie (wenn Unterscheidung zwischen T1,

2 und T3, 4 unklar)

2. HNO-ärztliche Untersuchung bei zervikalem Tumor und Verdacht auf Recurrensparese

3. Bronchoskopie (bei suprabifurkalem Tumor)

4. Laparoskopie (bei infrabifurkalem Adenokarzinom)

5. Sonographie/Computertomographie des Halses (bei suprabifurkalem Tumor)

Operations- Indikation Entscheidend für die Indikation zur Operation sind die Beurteilung des Risikos des geplanten Eingriffs und die Abschätzung der Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Tumorentfernung (R0-Resektion). Nur die R0-Resektion (radikale Tumorentfernung mit regionalem Lymphabflußgebiet) beinhaltet im Vergleich zu Palliativmaßnahmen eine Prognoseverbesserung.

Chirurgisches Risiko erhöht bei:

1. Alter über 75

2. übergewicht

3. Raucher

4. Alkoholabusus

5. Chronische Lungenerkrankung

Das Risiko der operativen Therapie bei Patienten mit Oesophaguskarzinom ist in hohem Maße von der Erfahrung des Operateurs und der Institution abhängig, was die Behandlung dieser Patienten in Zentren mit spezieller Erfahrung nahelegt.

Operatives Verfahren Standardoperationsverfahren:

Suprabifurkales Oesophaguskarzinom Bei T1/T2 Tumoren ist die subtotale Oesophagusresektion mit abdominaler und mediastinaler (vermutlich auch zervikaler) Lymphadenektomie (3 Feld Dissektion) indiziert. Fortgeschrittene Tumoren (T3/T4) sind in Anbetracht ihres Bezugs zum äufig lokoregional inoperabel. Sie sollten unter Studienbedingungen einer neoadjuvanten Strahlen-/Chemotherapie mit dem Ziel zugeführt werden, ein sog. Down-Staging zu erreichen und sekundär die operative Therapie zu ermöglichen. Bei diesem Konzept ist mit einer Erhöhung des operativen Risikos zu rechnen.

Infrabifurkales Oesophaguskarzinom

Bei T1/T2 Tumoren ist die subtotale Oesophagusresektion mit abdominaler und mediastinaler Lymphadenektomie (2-Feld-Dissektion) indiziert. Auch im fortgeschrittenen Tumorstadium kann dieses Vorgehen erfolgen, allerdings ist bei T4-Tumoren mit einem erhöhten Operationsrisiko und ungünstiger Langzeitprognose zu rechnen. Neoadjuvante Therapiemodalitäten sind derzeit in der Erprobung.

Zervikales Oesophaguskarzinom

Bezüglich des therapeutischen Vorgehens besteht kein Konsens. Studien sind wünschenswert.

Operative Technik Thorakale Plattenepithelkarziome werden durch En-bloc-Resektion des intrathorakalen Oesophagus mit dem umgebenden Fett- und Bindegewebe einschließlich des Ductus thoracicus, ggfs. der Vena azygos und adhärenter Strukturen entfernt, am besten nach rechtsseitiger Thorakotomie. Die Speiseröhre wird kranial situationsabhängig entweder in Höhe der Thoraxkuppe oder nach Freilegung am Hals reseziert. Die mediastinale und abdominelle Lymphadenektomie ist ein fester Bestandteil der Operation.

Die abdominelle Lymphadenektomie umfaßt die proximale Resektion der kleinen Kurvatur des Magens und die Entfernung der zöliakalen und suprapankreatischen Lymphknoten (entsprechend Kompartment 2 bei Magenkarzinom).

Die transmediastinale (stumpfe) Dissektion der Speiseröhre erfüllt nicht die Ansprüche an einen adäquaten chirurgisch-onkologischen Eingriff, kann jedoch im Einzelfall unter besonderen Bedingungen indiziert sein (z.B. schwere Dysplasie, Verdacht auf Mukosakarzinom, hohes Risiko bei transthorakalem Vorgehen u.a.).

Distale Adenokarzinome (Barrett-Karzinom) können sowohl transthorakal als auch durch die radikale transhiatale sogenannte 2-Feld Oesophagektomie mit ausreichender Radikalität behandelt werden. Die Lymphadenektomie im unteren hinteren Mediastinum ist notwendig und kann transhiatal erfolgen. Die abdominelle Lymphadenektomie entspricht dem Vorgehen bei intrathorakalem Plattenepithelkarziom.

Höher gelegene Adenokarzinome werden wie Plattenepithelkarzinome operiert.

Als Oesophagusersatz dient der zu einem Schlauchmagen umgeformte Magen oder, sofern dieser nicht geeignet ist, ein Kolonabschnitt. Eine Pyloroplastik ist nicht regelhaft indiziert.

Für minimal-invasive, thorakoskopische oder laparoskopische Operationsmethoden gibt es derzeit keinen gesicherten Platz bei der operativen Therapie mit kurativem Ziel.

Palliativmaßnahmen Zur Beseitigung der Schluckbeschwerden bei Patienten mit nicht resektablem Oesophaguskarzionom steht eine Reihe endoskopischer, interventioneller, chirurgischer und radiotherapeutischer Maßnahmen zur Verfügung, die situationsabhängig zur Anwendung kommen. Die intraluminale Bestrahlung in Afterloadingtechnik ist eine wenig belastende Therapie mit meist rascher Besserung bestehender Schluckbeschwerden. Bei starken thorakalen Schmerzen und/oder Kompression des Oesophaguslumens kann die kleinvolumige perkutane Radiotherapie mit 36 - 45 Gy als Palliativmaßnahme eingesetzt werden.

Bei Patienten mit Fernmetastasen eines Plattenepithelkarzinoms kann durch eine Cisplatin-5-Fluorouracil-Kombinationstherapie ein palliativer Effekt erzielt werden (Remissionsraten 30 bis 40 %). Bei Patienten mit Fernmetastasen eines Adenokarzinoms ist die Meinung über die geeignete Tumortherapie noch kontrovers.

Anästhesie Allgemeinnarkose

Nachbehandlung eines Routinefalles 1. p.o. Tag abends: Magensonde ex nach Dichtigkeitstest (Gastrografin, Methylenblau) 3. p.o. Tag: Kostaufbau 5. p.o. Tag: Entfernung der links paracolisch eingelegten Robinsondrainage bis dahin: parenterale Ernährung erforderlich grundsätzlich: perioperative Antibiotikaprophylaxe mit Breitbandantibiotikum und Metronidazol. Lovenox 40mg bis voller Mobilisierung. Hepavit 5000 im perioperativ und anschließend monatlich

Mögliche Komplikationen 1. ARDS 2. Pneumonie 3. Perineale Wunddehiszenz 4. Wundheilungsstörungn 5. Thromboembolische Komplikationen Dauer des Spitalsaufenthalt 7bis 10 Tage je nach Verlauf

Adjuvante Therapie Die postoperative Strahlentherapie nach R0-Resektion von Plattenepithelkarzinomen vermindert die lokoregionäre Rezidivrate, ohne die überlebensrate zu verbessern. Zur postoperativen adjuvanten Radiochemotherapie liegen keine Daten vor, die ihren Einsatz außerhalb von Studien rechtfertigen. Liegt aufgrund der histologischen Beurteilung eine R0-Resektion vor, ist somit in der Regel keine weitere onkologische Therapie indiziert. Nach R1-Resektion suprabifurkaler Plattenepithelkarzinome kann durch Radiotherapie versucht werden, eine lokoregionäre Tumorprogression mit Einbeziehung des Tracheobronchialsystems zu vermeiden, allerdings besteht die Gefahr einer oesophagotrachealen Fistel. Es ist eine Gesamtreferenzdosis im ehemaligen Tumorbereich von 54 bis maximal 60 Gy bei Einzeldosen von 1,8 Gy täglich zu empfehlen. Ein retrosternal hochgezogener Magen ist primär keine Kontraindikation für die postoperative Radiotherapie.

Nachsorge Die Nachsorge sollte daher symptomorientiert erfolgen und Aspekte der Lebensführung einbeziehen. Ein strukturierte Tumornachsorge ist nur in Therapiestudien angezeigt.

 

| 25.01.2014 | Weiter lesen | Druck |

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