Praxis Sievering

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Gastroenterologie

Morbus Crohn

Diagnostik und Behandlung

Morbus Crohn

 

Definition

Definition
M.C., auch "Crohn-Krankheit" oder "Enteritis regionalis Crohn" genannt, ist eine Entzündung der Darminnenwand, hauptsächlich von Dünn- und Dickdarm. Sie kann aber auch in seltenen Fällen den gesamten Verdauungstrakt von der Speiseröhre bis zum After erfassen. Sie äußert sich v.a. in Bauchschmerzen (Unterbauch), Durchfällen, Fieber, Gewichtsverlust und Malabsorption.

Beim Morbus Crohn handelt es sich um eine chronisch entzündliche Darmerkrankung unbekannter Ursache (ätiologie) und Entstehungsweise (Pathogenese). Die Erkrankung verläuft meist schubweise, sie betrifft alle Schichten der Darmwand.

Der Morbus Crohn kann alle Abschnitte des Magen-Darm-Traktes befallen,einschließlich der Speiseröhre. Bevorzugt betroffen werden: der untere Dünndarmabschnitt (terminales Ileum) in ca. einem Drittel der Fälle, der übergang zum Dickdarm (Ileokolon) in ca. 40%, Dickdarm und Analkanal in ca. 25%, andere Abschnitte eher selten (<5%). Es können gleichzeitig mehrere Darmabschnitte erkrankt sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander getrennt sind (segmentaler, diskontinuierlicher Befall.

Ursachen
Die Ursachen sind nach wie vor unbekannt. Man nimmt an, dass mehrere Faktoren zusammen wirken müssen (multifaktorielle Genese). Diese Annahme stützt sich auf folgende Beobachtungen bei Morbus-Crohn-Patienten.
familiäre Häufung (erbliche Veranlagung)
Ernährungsfaktoren und Nahrungsbestandteile (z.B. erhöhter Gebrauch von raffinierten    Kohlenhydraten, z. B. weißer Zucker)
Störung des Immunsystems
psychosomatische Ursachen (Konfliktsituationen, Stress)
Der Einfluss von Bakterien wie z.B. durch Mycobacterium paratuberculosis von Viren wird diskutiert

Symptome
Das wichtigste Symptom (Leitsymptom) ist ein flüssiger bis wässeriger Stuhl (bei ca. 70% der Erkrankten), der häufig von krampfartigen Schmerzen, besonders im rechten Unterbauch, begleitet wird. Blut- oder Schleimbeimengungen im Stuhl sind eher selten. Viele Patienten zeigen einen Gewichtsverlust als Folge von Eiweißverlusten über den Darm, fühlen sich müde,abgeschlagen und haben keinen Appetit. Die Erkrankung verläuft meist schubweise mit Fieber, einem Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) und einer Anämie (Verminderung des roten Blutfarbstoffes)
Schmerzen im Epigastrium und rechten Unterbauch
Schmerzen während der Nahrungsaufnahme
Dyspepsie:
Völlegefühl
Brechreiz
Anorexie
Exzessive Gase
Epigastrischer Schmerz

Diagnostik
Das Ziel der diagnostischen Untersuchungen ist die Sicherung der Diagnose, die Feststellung der Lokalisation der Erkrankung, die Beobachtung des Krankheitsverlaufes sowie die überwachung möglicher Komplikationen. Erste Hinweise ergeben sich aus der Befragung des Patienten (Anamnese). Die körperliche Untersuchung kann die Lokalisation der Erkrankung oft schon eingrenzen und bereits vorhandene Komplikationen wie Konglomerattumore oder Fistelbildungen aufdecken. Zur Sicherung der Diagnose und Abgrenzung gegenüber anderen entzündlichen Darmerkrankungen,insbesondere der Colitis ulcerosa, bedarf es bildgebender und laborchemischer Untersuchungsverfahren.
Dazu gehören:
Röntgen: Darstellung des Magen-Darm-Traktes durch Kontrastmittelfüllung
Darmspiegelung (Endoskopie) mit Entnahme von Gewebeproben (Biopsie)
    und deren feingewebliche Untersuchung (Histologie)
Ultraschall (Sonographie)
Laboruntersuchungen (z.B. a 1 -Antitrypsin im Stuhl)
Bakteriologische Stuhluntersuchung zum Ausschluss erregerbedingter
    Darmentzündungen

Komplikationen
Komplikationen betreffen in erster Linie den Darm. Dazu gehören:
Fisteln (bei ca. 30-50% der Patienten)
    Fisteln sind spontan entstandene Verbindungen zwischen einem Hohlorgan und der   Körperoberfläche (äußere Fistel) oder einem anderen Hohlorganen (innere Fistel).   Sie haben eine schlechte Heilungstendenz und können immer wieder auftreten   (rezidivieren). Zeichen für eine Fistelbildung sind z.B. verschmutzte Unterwäsche, Stuhl   im Urin, bei Frauen auch Stuhlabgang über die Scheide. Fisteln sind meist relativ    schmerzlos.
    Achtung: Beim Auftreten von Fisteln ist stets an einen Morbus Crohn zu denken!
Abszessbildung (bei ca. 20% der Patienten)
    Abszesse sind Eiteransammlungen in nicht vorgebildeten Gewebshöhlen.  Abszessbildungen finden sich insbesondere im Analbereich und sind äußerst  schmerzhaft.
Darmverschluss (Ileus)
    Der Darmverschluss kann sowohl Folge einer Narbenbildung sein, als auch durch  eine entzündliche Schwellung bedingt sein. Im letzteren Fall kann er sich durch eine    konservative Therapie zurückbilden (siehe unten), eine Operation kann dann vermieden    werden.
Konglomerattumor
    Wenn entzündete Darmschlingen miteinander verkleben, entsteht der Eindruck einer    Geschwulstbildung. Man spricht dann von einem Konglomerattumor. Dieser kann als    "tastbare Walze" bereits bei der körperlichen Untersuchung auffallen. Es handelt sich    nicht um eine bösartige Neubildung!
Darmdurchbruch (Perforation)
    Die Darmperforation ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Sie erfordert eine sofortige
    Operation.
Schwere Darmblutungen
    Die Blutverluste sind meist mit Bluttransfusionen zu beherrschen. In seltenen Fällen    kann eine Operation notwendig werden. Dies muss bei Morbus-Crohn-Patienten sehr    zurückhaltend erfolgen.

Konservative Behandlung
parenterale Ernährung, Antibiose (siehe unten)
Pflanzenfaserreiche Ernährung

Das Ziel der Therapie besteht darin, die Symptome zu mindern, die Intervalle zwischen den Krankheitsschüben zu verlängern, Komplikationen zu vermeiden und operative Eingriffe so lange als mögliche hinauszuschieben.

Die Ernährung von Morbus-Crohn-Patienten sollte kalorien- und eiweißreich, leicht resorbierbar und zuckerfrei sein. Unverträgliche Nahrungsmittel sind unbedingt zu meiden. Bei massiven Beschwerden kann eine künstliche Ernährung notwendig werden.

Die medikamentöse (konservative) Therapie beschränkt sich bei geringen Beschwerden auf die Gabe von durchfallvermindernden Medikamenten (Antidiarrhoika), z.B. Imodium. Während der Krankheitsschübe werden oft Kortikosteroide (oral oder intravenös) eingesetzt, besonders bei Befall des Dünndarms. Die Therapie mit Salazosulfapyridin (Azulfidine) kann in Form von Tabletten, Zäpfchen oder Klysmen erfolgen und wird bei Dickdarmbefall bevorzugt. Zeigt diese Behandlung keinen Erfolg, kann ein Medikament eingesetzt werden, das die Funktion des Immunsystems unterdrückt (z.B. Imurek). Ein ebenfalls gut wirksames Mittel, besonders bei Fistelbildungen und Abszessen, ist Metronidazol. Eine prophylaktische Therapie zwischen den Erkrankungsschüben sollte nicht durchgeführt werden, da ihr Erfolg bisher nicht gesichert werden konnte.

Eine psychosomatische Betreuung sollte neben der medikamentösen Therapie erfolgen
und im krankheitsfreien Intervall fortgesetzt werden.

Chirurgisches Risiko erhöht bei:

1. Alter über 75
2. übergewicht
3. Raucher
4. Alkoholabusus
5. Chronische Lungenerkrankung

Operatives Verfahren
Bei ca. 80% der Patienten wird nach ca. 10 Jahren Krankheitsdauer ein operativer Eingriff erforderlich. Eine unbedingte Notwendigkeit zur Operation besteht bei einem Darmverschluss (Ileus), einem Darmdurchbruch (Perforation) und schweren Blutungen. Hier muss die Operation sofort erfolgen. Ein operativer Eingriff sollte bei Abszessen, Fisteln und Konglomerattumoren so lange wie möglich aufgeschoben werden, da die Komplikationsrate hoch ist. In jedem Fall muss bei einer Operation die Darmresektion
sparsam durchgeführt werden, da eine Heilung nicht möglich ist.

Nachbehandlung eines Routinefalles
1. p.o. Tag abends: Magensonde ex, schluckweise Tee
3. p.o. Tag: Kostaufbau
5. p.o. Tag: Entfernung der links paracolisch eingelegten Robinsondrainage,
bis dahin: parenterale Ernährung erforderlich
grundsätzlich: perioperative Antibiotikaprophylaxe mit Breitbandantibiotikum
    oder Metronidazol

Anästhesie

Allgemeinnarkose.

Mögliche Komplikationen
1. Paralytischer Ileus.
2. Pneumonie.
3. Nahtdehiszenz
4. Wundheilungsstörungn
5. Thromboembolische Komplikationen

Prognose
Der Verlauf der Erkrankung ist nicht vorhersehbar. Obgleich die Erkrankung nicht heilbar ist, werden mit Hilfe therapeutischer Maßnahmen ca. 60-70% der Patienten symptomfrei. Fast die Hälfte der an Morbus Crohn Erkrankten müssen mehrfach operiert werden. Ein gehäuftes Auftreten von Krebs im Dünndarm (bei der "Normalbevölkerung" sehr selten) wurde berichtet. Trotz des langwierigen Verlaufes, der häufigen Komplikationen und Operationen ist die Lebenserwartung nur gering eingeschränkt. Etwa ein Drittel der Patienten wird jedoch arbeitsunfähig.

| 25.01.2014 | Weiter lesen | Druck |