Praxis Sievering

Sieveringer Str 9, 1190 Wien Tel: 328 8777

Venenzentrum

Beinschmerzen und

Beinkrämpfe

 

Nächtlicher Wadenkrampf

Übersicht

 

Der häufigste Grund eine Venenambulanz aufzusuchen ist infolge einer nächtlichen Bein- oder Wadenkrampf aufzusuchen.

Pathophysiologie der Muskelkrämpfe ist bis heute nicht ausrei¬chend geklärt zumal die zugrunde liegenden Erkrankungen sehr vielfältig sein können. Eine mit dem Alter zuneh¬mende Sehnenverkürzung und die in¬adäquate Dehnung der Wadenmuskulatur werden als prädisponierende Faktoren der modernen Gesellschaft diskutiert. Etwa 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung kennen nächtliche Wadenkrämpfe. Prinzipiell können Menschen jeden Alters darunter leiden. Bei Personen, die älter als 60 Jahre sind, Frauen und Schwangeren in der zweiten Schwanger¬schaftshälfte kommt es jedoch häufiger zu den schmerzhaften Muskelkrämp¬fen.

Nächtliche Wadenkrämpfe können die Folge einer Überlastung sein - vor allem, auf Höhe der Becken- und Wirbelsäulenetage. Kyphoskoliose und Beckenschiefstand (Beinlängenveränderung) stehen hoch im Kurs. Schlechte Lagerung oder Bettmatrazen führen ebenfalls zu Überlastung. Weiters könneni Flüssigkeitsverlusten die nicht ausgeglichen werden (Elektrolytenverlust). Eine Vielzahl von Medikamenten wie etwa Betablocker, Diuretika, Statine etc. oder auch Hormone wie Östrogen kommen als Verursacher in Frage, jedoch selten Krampfadern.

Gewöhnliche Muskelkrämpfe treten abrupt auf und führen zu einer sicht- und palpierbaren Kontrak¬tion eines Muskels oder einer Muskelgruppe" , erklärt er. Betroffen sind dabei überwiegend die Wadenmuskulatur und das Fußgewölbe. Die Krampi dauern wenige Sekunden bis einige Minuten und lösen sich dann entweder spontan oder durch passives Strecken. Steifigkeitsgefühl und Schmerzen können noch für mehrere Stunden nach einem Krampf anhalten; die Creatinphosphokinase kann als Muskelenzym, das bei Muskelschädigung freigesetzt wird, ansteigen.

Medikamenteninduzierte Muskelkrämpfe können bei einer Vielzahl von Pharmaka auftreten wie zum Beispiel bei Betablockern, Calcium-antagonisten, Diuretika, Statinen, Fibraten, Penicilla¬min, Insulin oder auch Hormonen wie Östrogen und Progesteron.

In den meisten Fällen lässt sich kei¬ne Erkrankung oder andere Erklärung für die Muskelkrämpfe finden. Diese idiopathischen Krämpfe stellen den Großteil aller Muskelkrämpfe dar und können entweder sporadisch oder ver¬erbt auftreten. Dazu zählen der Klassi¬fikation von Parisi et al. entsprechend unter anderem das Krampf-Faszikulati¬onssyndrom, das Myokymie-Krampfsyn¬drom, das Syndrom progressiver Mus¬kelkrämpfe mit Alopezie und Diarrhoe sowie das Myokymie-Hyperhidrose¬Syndrom. Quasthoff merkt an, dass die genannten hereditären Muskelkrampf¬syndrome extrem selten sind: "In der neuromuskulären Ambulanz unserer Ab¬teilung mit über 2.500 Patienten haben wir trotz eingehender Suche nur zwei betroffene Familien finden können." Wie der Experte bedauert, sind diese Erkrankungen kausal nicht behandelbar.

Auch andere Ursachen

Muskelkrämpfe können aber auch ein wichtiges Leitsymptom bei Erkran¬kungen des peripheren oder zentralen Nervensystems oder bei speziellen Mus¬kelerkrankungen sein. Symptomatische Muskelkrämpfe können auch unter Hämodialyse auftreten oder sich im Rahmen einer endokrin-metabolischen Erkrankung zeigen. Kardiovaskuläre Erkrankungen, Hydro-Elektrolytstörungen, psychiatrische Erkrankungen und toxiko¬logische Einflüsse können weitere Ursachen darstellen.

 

Neben der klinischen Untersuchung kommt der nicht invasiven angiologisch- meßtechnischen Untersuchung höchste Bedeutung zu. Die Kenntnis der morphologischen Veränderungen ist ebenso wie die subtile Kenntnis der funktionellen Störungen notwendig für die Erarbeitung eines stadiengerechten Therapiekonzeptes.

 

Bei der Behandlung der nächtlichen Wadenkrämpfe steht zunächst die Su¬che nach der Ursache und im Anschluss deren Behandlung beziehungsweise das Vermeiden des Auslösers im Vorder¬grund", betont Quasthoff. Nächtliche Wadenkrämpfe seien häufig und in aller Regel zwar störend, jedoch eher harm¬los. Und weiter: "Wenn die Ursache nicht vom Hausarzt gefunden werden sollte, dann empfehle ich eine Abklärung bei einem Neurologen." Beide Experten ra¬ten außerdem dazu, prädisponierende Faktoren wie Überanstrengung, massive Hitzeexposition, Alkohol, koffeinhältige Getränke, Nikotin und Schlafmangel so¬wie unausgeglichenen Flüssigkeitsverlust zu vermeiden oder zumindest zu reduzie¬ren. Zeitlhofer legt besonderen Wert auf die Familien- und Medikamentenanam¬nese sowie das Erheben einer mög¬lichen Provokationssituation. Eine neuro¬logische Untersuchung zum Ausschluss von symptomatisch neurogenen Krämpfensowie anderen Ursachen schmerzhafter Muskelkontraktionen sollte ebenso erfolgen wie eine entsprechende Blutuntersuchung und im Einzelfall elektromyografische Untersuchungen. Außerdem kann eine Kontrolle der venösen und arteriellen Durchblutung weitere ursächliche Hinweise liefern.

Regelmäßig Dehnungsübungen und physikalische Therapie

Therapeutisch steht an erster Stelle die Behandlung der Grunderkrankung. Lässt sich keine Ursache für die Muskelkrämpfe finden, so besteht die Behandlung zunächst aus physikalischen Übungen. Die Experten raten in diesen Fällen zu Bein- und Fußgymnastik, Hochlagerung der Beine und einfachen Dehnungsübungen der betroffenen Muskeln. Einige Studien konn¬ten bestätigen, dass regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskulatur untertags zu einer Reduktion der nächtlichen Krämpfe führenkann. Die zur Verfügung stehenden medikamentösen Therapiemaßnahmen sind eher unspezifisch, es wird zum nebenwirkungsarmen Versuch mit Magnesiumpräparaten, da besonders in der Schwangerschaft die Wirksamkeit der Magnesiumgabe belegt ist.

Therapeutisch sind Dehnungsübungen vor dem Schlafengehen und Magnesium am wirkungsvollsten, eventuell mit einem Muskelrelaxant wie Myolastan 50 mg.

Untersuchungen über die therapeutische Wirkung von diversen durchblutungsfördernden Substanzen wie zum Beispiel Naftidrofuryl Oxalat, Calciumkanalblocker, Vitamin E und B, Injektionen mit Lidocain oder Botulinumtoxin sowie einzelne Anti¬epileptika brachten bisher keine einheit¬lichen Ergebnisse.

 

| 26.11.2011 | Weiter lesen | Druck |

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