Onkologie
Mammakarzinom
Diagnostik
und Behandlung
Brustkrebsdiagnostik?
Definition
Mammadiagnostik heute
OA Dr Gerhard Zier, Radiologische Abteilung, EKH Wien-Währing
Durch ihre rasante Entwicklung hat die bildgebende Diagnostik ihren stellenwert
im Screening der Brüste gesunder Frauen, so wie in der Abklärung verdächtiger
Veränderungen nicht nur verteidigt sondern sogar ausgebaut.
An Untersuchungsmethoden stehen die Mammographie mit den Sonderformen
Pneumozystographie, Vergrößerungsmammographie, Galaktographie und
stereotaktischer Lokalisation, die Sonographie und die MR-Tomographie zur Verfügung.
Die Szintigraphie hat bisher aufgrund ihrer zu geringen Treffsicherheit enttäuscht.
Andere Methoden wie die Thermographie oder die Xeroradiographie sind obsolet.
In großen Screening-Programmen in Schweden, aber auch in England und in den USA
wurde nachgewiesen, daß die Frühdiagnose nicht nur die Erfolgschancen der Therapie
erhöht, sondern auch die Lebensqualität von Karzinompatientinnen wesentlich verbessert.
Die Kosten des Screenings sind wesentlich geringer als die einer aufwendigen Therapie
eines großen Karzinoms.
Die Mammographie besitzt die höchste Ortsauflösung und kann als einzige Methode
Mikroverkalkungen darstellen. Dadurch ist sie die einzige für das Screening geeignete
Suchmethode und gleichzeitig der Goldstandard der Mammadiagnostik. Durch die
technische Entwicklung in den letzten Jahren ist die Strahlenbelastung für die Patientin
deutlich gesunken, sodaß nur mehr eine statistisch zu errechnende Gefahr für
die Patientin besteht. Bei einer Mammographie ist die Strahlenbelastung vergleichbar
einem Flug von Wien nach New York.
Das Risiko, durch lebenslange Vorsorgeuntersuchungen an Krebs zu erkranken ist
1/100.000. Das bedeutet, daß eines von 1 0.000 Mammakarzinomen, die wir heute bei
100.000 Frauen im Laufe ihres Lebens finden, durch die Strahlung ausgelöst sein könnte.
Dieses würde aber durch das Screening rechtzeitig erkannt werden. Die Auflösung der
Mammographie wurde durch neue Film-Folien-Kombinationen verbessert.Dies ermöglicht
nicht nur die Darstellung von Mikrokalk, sondern auch seine Formbeurteilung. Lediglich
30% aller Mikrokalzifikationen sind für ein Malignom typisch, die restlichen entstehen in
benignen Läsionen. Durch die Beurteilung der Lage, der Gruppierung bzw. der Form kann
die Treffsicherheit wesentlich erhöht werden. Gleichzeitig wurde die Darstellung von
dichtem Gewebe ohne Erhöhung der Strallendosis verbessert. Für ein Screening sollte
eine Basismammographie mit 35 durchgeführt werden. Ab dem 40. Lebensjahr werden
von der WHO 2-jährlich und ab dem 50. Lebensjahr jährlich Kontrollen empfohlen.
Bei Risikopatientinnen oder bei Patientinnen mit sehr dichtem Parenchym, die
mammographisch schwieriger zu beurteilen sind, können kürzere Screeningintervalle
vereinbart werden. Bei mammographisch unklaren Veränderungen kommen
Zusatzuntersuchungen zur Anwendung, die das weitere Vorgehen bestimmen.
Die Sonographie stellt eine wichtige Ergänzung zur Mammographie dar. Mit modernen
Geräten ist es heute nicht nur möglich zwischen einem zystischen und einem soliden
Prozeß zu unterscheiden, man kann auch die Lage, die Form und die Binnenstruktur
beurteilen und so einen wesentlich weitergehenden Befund erstellen als vor einigen
Jahren. Für einzelne häufige Tumoren wie Fibroadenome gibt es klare Kriterien, sodaß
sie im Ultraschall mit großer Sicherheit bewiesen werden können. Andererseits bestehen
auch Kriterien, die Hinweise auf einen malignen Prozeß geben. Mit der modernen
Farbduplexsonographie kann die Gefäßversorgung eines Herdes beurteilt werden.
Wenngleich auch damit keine eindeutige Dignitätsbeurteilung möglich ist, so spricht
eine ausgeprägte Vaskularisation mit erweiterten Gefäßen in der Umgebung für einen
malignen Prozeß.
Eine weitere Zusatzuntersuchung ist die Magnetresonanztomographie. Sie ist das
bildgebende Verfahren mit dem höchsten Weichteilkontrast und daher für die Beurteilung
der Brust sehr geeignet. Als Schnittbildverfahren erlaubt sie überlagerungsfreie
Darstellungen des Mammagewebes. Leider hat die Methode die hohen Erwartungen,
die in sie gesetzt wurden, enttäuscht. Mit Hilfe von dynamischen Aufnahmesequenzen
und intravenöser Gabe von Kontrastmittel (Gd-DTPA) können fast alle Malignome
nachgewiesen werden, aber auch benigne Tumoren zeigen gelegentlich ein
malignomtypisches Kontrastverhalten. Die höchste Rate an falsch positiven Befunden
wird bei jungen Patientinnen gefunden. Hier sind es im allgemeinen Fibroadenome,
die maligne Veränderung vortäuschen. Die MR-Tomographie ist daher für den Ausschluß
eines Malignoms ungeeignet. Sie hat daher auch in der Frühdiagnostik nur einen sehr
begrenzten stellenwert.
Ein wesentlicher Einsatzbereich besteht aber in der präoperativen Abklärung eines
Tumors. Hier können Infiltrationen in die Thoraxwand besser, als mit Mammographie
und Ultraschall beurteilt werden. Auch lassen sich Satellitenherde im Sinne eines
multifokalen oder multizentrischen Wachstums nachweisen. Die MR-Tomographie
liefert hier Zusatzinformationen, die mit keiner anderen Methode zu erhalten sind.ähnliches gilt für die Erfolgsbeurteilung einer präoperativen Chemotherapie. Während
die Mammographie nur Größenänderungen zeigt, so kann die MR-Mammographie auch
Hinweise auf die Vitalität eines Tumors durch änderung seines Kontrastverhaltens unter
Therapie geben. Sie kann eine zentrale Nekrose besser als der Ultraschall darstellen.
Ob dadurch auch eine prognostische Aussage möglich ist, müssen größere Studien
noch zeigen.
In der Nachsorge lassen sich Narben mammographisch und sonographisch oft nicht von Rezidiven unterscheiden. In der MR-Tomographie weisen sie praktisch nie ein Kontrastenhancement auf. Rezidive hingegen zeigen immer ein malignes Kontrastverhalten. Hier hat die MR-Mammographie ebenfalls einen großen stellenwert. Bei mammographisch und sonographisch verdächtigen Herden stellt die stereotaktisch gezielte Biopsie die Methode der Wahl zum Ausschluß eines Karzinoms dar. über sie wird gesondert berichtet.
Präoperativ wird heute jeder nicht tastbare Tumor stereotaktisch lokalisiert und markiert. Diese genaue Ortsangabe ermöglicht die exakte Entfernung einer verdächtigen Läsion. Die Menge des entnommenen Gewebes kann klein gehalten werden, ohne die Regeln der Radikalität zu verletzen. Die Markierung eines Tumors erfolgt entweder durch einen Metalldraht oder durch eine Kohlestaubsuspension.
Durch den gezielten Einsatz der beschriebenen Methoden wurde die Diagnostik von
Mammatumoren wesentlich verbessert. Die Größe der gefundenen Malignome wurde
von 25 mm vor 10 Jahren auf derzeit 15 mm im Durchschnitt gesenkt, wobei durch ein
generelles Screening eine weitere Senkung auf deutlich unter 10 mm möglich sein sollte.
Durch den Einsatz von Zusatzmethoden besonders der Biopsie wurde das Intervall
zwischen Diagnose und Therapie auf wenige Tage bis Wochen gesenkt.
Die Voraussetzungen für eine wirksame Therapie mit der Möglichkeit der Heilung wurden
dadurch verbessert.
| 16.11.2014 | Weiter lesen | Druck |