Definition
Man versteht unter einer
Embolie den plötzlichen Verschluß eines Gefäßes
durch einen
Embolus. Ein Embolus ist ein auf dem Blutweg verschlepptes Gebilde,das
dort im Gefäß
eingekeilt wird, wo der Gefäßdurchmesser kleiner als der
größte Umfang des Embolus
ist. Er ist im Blut nicht löslich und kann sowohl von fester (Blutgerinnsel,
Gewebe,
Parasiten, Tumorzellen), flüssiger (Fetttropfen, Fruchtwasser)
oder gasförmiger
(Luftblasen) Beschaffenheit sein.
Man muß einen Embolus von einem Thrombus unterscheiden. Ein Thrombus
führt am
Ort seines Entstehens zu einem Gefäßverschluß. Ein
Embolus hingegen wird mit dem
Blutstrom fortgeschwemmt und verursacht einen Gefäßverschluß
entfernt von seinem
Ursprungsort. Ein Thrombus kann demnach zu einem Embolus werden.
Lokalisation
Am häufigsten finden
sich Embolien in den Schlagadern (Arterien). Ein Embolus,
der aus dem linken Herzen oder den großen Arterien stammt, gerät
in die Arterien des
Körperkreislaufes und kann zu Embolien im Gehirn (60%), in den
Gliedmaßen (30%)
und in den Eingeweiden z. B. Niere, Milz oder Darm führen.
Venöse Embolien sind wesentlich seltener anzutreffen. Liegt der
Ursprung des Embolus
in den Venen, so wandert dieser durch die Hohlvene über die rechte
Herzhälfte in die
Lungenschlagader. Einen Sonderfall bildet die paradoxe (gekreutzte)
Embolie. Bei einer
offenen Verbindung zwischen beiden Herzvorhöfen, z.B. offenes Foramen
ovale kann
dann ein venöser Embolus in eine Arterie des Körperkreislaufes
gelangen.
Ursachen
Die Art und Weise des Zustandekommens
einer Embolie ist nur teilweise geklärt. Es
scheint allerdings festzustehen, daß lediglich frische Thromben
zu einer Embolie führen
können, da ihr Anteil an lockerem Material verhältnismäßig
groß ist und sie noch nicht
narbig verändert sind (siehe auch: Thrombose
).
Die arterielle Embolie hat ihren Ursprung vor allem im linken Herzen.
Für etwa 90% aller
Embolien werden Herzerkrankungen verantwortlich gemacht, wie z.B. rheumatische
Herzkrankheiten mit Vorhofflimmern, ein Herzinfarkt mit wandständigen
Thromben,
Endokarditiden, d.h. Entzündungen der Herzinnenhaut oder Aneurysmata,
dies sind
Ausweitungen der Herzwand. Die Hauptschlagader (Aorta) oder andere große
Arterien
sind eher selten der Ausgangspunkt für eine Embolie.
Der Ursprungsort einer venösen Embolie ist in einer Vene des großen
Blutkreislaufes
(Körperkreislauf), meist im Bereich der unteren Extremität
(Gliedmaße) zu suchen.
Der Embolus gelangt über das rechte Herz in die Lungenarterie und
führt zu einer
Lungenembolie, die je nach Größe des Embolus zum Tode führen
kann.
Seltene Ursachen bzw. Formen einer Embolie
Enthält ein
Embolus Krankheitserreger, spricht man von einem septischem Embolus.
Er kann zu einer eitrigen Infektion des betroffenen
Gebietes führen. Im Gegensatz dazu
ist ein blander Embolus nicht bakteriell infiziert.
Bei einem metastatischen Embolus,
der aus Komplexen von Tumorzellen besteht, sind diese
Zellen in der Lage,
Tochtergeschwülste zu bilden. Außerdem
können durch zerstörtes Körpergewebe
Fetttröpfchen, Fruchtwasser oder Parasiten in
die Blutbahn gelangen. Gelegentlich
kommt es vor, daß bei Verletzungen von Venen
oder selten als
Operationskomplikationen Luft mit dem Blut verschleppt
wird. Einen auf einer
Gefäßgabel, das ist eine Verzweigung von
2 Gefäßen, hängengebliebenen Embolus
bezeichnet man als reitenden Embolus.
Risikofaktoren
Das größte Risiko
eine Embolie zu erleiden, haben Patienten mit Herzerkrankungen
insbesondere bei Vorhofflimmern mit der Bildung von Vorhofthromben.
Im übrigen gelten
für die Embolie letztlich die selben Risikofaktoren wie für
die Thrombose. Hervorzuheben
sind hier jedoch die Gefäßwandveränderungen bei Arteriosklerose
und deren
Risikofaktoren, wie Rauchen, Bluthochdruck (Hypertonie), Zuckerkrankheit
(Diabetes
mellitus), übergewicht (Adipositas) sowie das Voliegen von Venenerkrankungen,
wie
Venenentzündungen oder Krampfadern (Varizen). Ein hohes Alter und
die Zugehörigkeit
zum weiblichen Geschlecht tragen ebenfalls zu einem erhöhten Risiko
bei.
Symptome
Die Beschwerden sind von
dem Ort der Embolie abhängig. Im allgemeinen kommt es
zu einem plötzlich auftretenden Schmerz. Durch den Embolus wird
die Blurversorgung
gestört, was zum einen Funktionsstörungen dieses betroffenen
Organs zum anderen
sogar das Absterben des Gewebes bewirken kann. In Gebieten, die über
gute
Umgehungskreisläufe sogenannte Kollateralen verfügen, können
kleine Embolien ohne
wesentliche Störung ablaufen. Eine Embolie der Extremitäten
ist bei Befall einer großen
Arterie durch die "6 P" charakterisiert:
Pain (Schmerz)
Paleness (Blässe)
Paresthesia (Gefühlsstörung)
Pulslessnes (Pulsausfall)
Paralysis (Lähmung)
Prostation (Schock)
Eine Lungenembolie ist durch plötzliche Atemnot (Dyspnoe), eine
Beschleunigung
der Atmung (Tachypnoe), Herzrasen (Tachkardie), Blutdruckabfall (Hypotonie)
und
Kreislaufschock gekennzeichnet. Sie bedingt bei entsprechender Größe
des verstopften
Blutgefäßes durch eine überlastung des Herzens den Tod.
Hirnembolien (Schlaganfall)
führen zu Bewußtlosigkeit und Lähmungen. Die relativ
seltenen Embolien
der Herzkranzgefäße können Ursache eines Herzinfaktes
sein. Dieser ist meistents die
Folge einer Durchblutungsstörung, die vor Ort in Form einer Thrombose
auf dem Boden
einer Gefäßverkalkung entsteht.
Diagnose
Besteht auf Grund der Beschwerden
des Patienten der Verdacht auf eine Embolie der
Extremitäten ist die Zuhilfenahme bildgebender Verfahren zur Sicherung
der Diagnose
meist zweitrangig. Auf Grund des plötzlich aufgetretenen Schmerzes,
der Blässe der Haut,
der Temperaturunterschiede zur Gegenseite, der fehlenden Pulse und Gefäßgeräusche
ist die Diagnosestellung durch die Untersuchung des Arztes möglich.
In schwierigen
Fällen können spezielle Ultraschalluntersuchungen, wie die
Dopplersonographie zu Hilfe
genommen werden oder es kann eine Gefäßdarstellung mit Kontrastmittel
im Röntgen,
d.h. eine Angiographie durchgeführt werden. Eine Lungenembolie
kann mittels
verschiedener bildgebender Verfahren nachgwiesen werden. Zu bevorzugen
sind eine
nuklearmedizinische Untersuchung (Lungenszintigraphie) und eine Angiographie
der Lungenarterien.Unbedingt müssen Thrombosen ausgeschlossen werden,
da sie
die Gefahr für weitere Embolien bergen können.
Komplikationen
Die Komplikationen sind
vom Ort der Embolie abhängig. Eine Lungenembolie und eine
Herzinfarkt infolge einer Embolie der Herzkranzgefäße können
zum Tode führen. An den
Gliedmaßen kann es im Extremfall zum Verlust der Gliedmaße
kommen oder aber es
treten bleibende Funktionseinschränkung auf. Eine Hirnembolie kann
auf Grund
neurologischer Ausfälle, wie Lähmungen oder Sprachstörungen
den Verlust
der Selbständigkeit zur Folge haben und kann sogar dazuführen,
daß die betroffene
Person zum Pflegefall wird.
Therapie
Bei einem akuten Verschluß
einer Gliedmaßenarterie sind die Schmerzausschaltung,
die Tieflagerung der Gliedmaße, die weiche Lagerung sowie der
Schutz vor Wärmeverlust
die unerläßlichen Erstmaßnahmen. Mit der intravenösen
Gabe von Heparin ist sofort zu
beginnen und der Patient in eine Klinik zu bringen. Dort wird entschieden,
ob eine
konservative also medikamentöse oder eine chirurgische Therapie
erfolgt. Ca. 90% der
Patienten werden operiert, dabei wird bei einer Embolektomie der Embolus
entfernt.
Gelegentlich gelingt es im Rahmen der diagnostischen Gefäßdarstellung
mittels eines
Katheters den Embolus zu entfernen oder ihn vor Ort aufzulösen
(Lyse-Therapie).
Die Therapie einer Lungenembolie erfolgt in ähnlicher Weise.
Nach der unmittelbaren Behandlung der Embolie ist nach der zugrundeliegenden
Ursache zu suchen und diese zu beseitigen. Sind Thrombosen der unteren
Extremität
die Ursache und lassen sich diese nicht beheben, kann es notwendig werden
in die
untere Hohlvene (Vena cava inferior) einen sogenannten Kava-Schirm einzusetzten,
der
ähnlich wie ein Sieb funktioniert. Die akute Behandlung wird dann
mit der intravenösen
Gabe von Heparin fortgesetzt und kann dann nach ca. einer Woche auf
ein oral
einzunehmendes Präparat (Marcumar) umgestellt werden. Um eine Wiederholung
der
Embolie zu vermeiden, sollte diese Therapie mindestens 6 Monate fortgeführt
werden.
Prophylaxe
Verwendung gerinnungshemmender
Medikamente (Heparin s.c.)
orale Antikoagulanzien (Marcumar)
Azethylsalizylsäure (ASS,
Aspirin) bei arteriellen Thromboemebolien
bei rezidivierenden, d.h.
wiederkehrenden Embolien Einsetzen eines Kava-Schirmes
Anwendung von Stützstrümpfen
vor Operationen oder nach Entbindungen
allgemein Vermeidung von Risikofaktoren
ausreichende Flüssigkeitszunahme
bei längeren Flügen
oder Autofahrten möglichst einmal in der Stunde aufstehen
und umher gehen
Prognose
Jeder Patient, der eine
Embolie durchgemacht hat, ist gefährdet erneut eine Embolie
(Rezidiv) zuerleiden. Beim Vorliegen von Risikofaktoren ist in diesen
Fällen auf eine
konsequente Embolieprophylaxe zu achten.
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